Die Nose, der prominente Südpfeilerdes El Capitan. © Heinz Zak
Die Ruhe vor dem Sturm. Thomas undAlexander am Start der Nose. © Heinz Zak
Noch ist man frisch... auf den erstenMetern der Nose. © Heinz Zak
Alexander im Handriss derBoot Flake. © Heinz Zak
Alexander in den scheinbar endlosenStoveleg Cracks. © Heinz Zak
Thomas im Great Roof.© Heinz Zak
Egal ob man als Seilzweiter oder am scharfen Ende des Seils unterwegs ist, man muss immer alles geben. Auch beim Jümarn ist full speed angesagt. © Heinz Zak
Thomas in der Pancake Flake.© Heinz Zak
Thomas im berühmten King Swing der Nose. © Heinz Zak
Unsere Rekordzeit: 2:45,45 Stunden.© Max Reichel
2007
»Speed«
El Capitan
Kalifornien / USA
Am LIMIT
Text: Thomas Huber
Die Nose am El Capitan: die wohl berühmteste Kletterroute der Welt. 1.000 Meter kompakter Granit – der zentrale Felspfeiler, gezeichnet von Licht und Schatten – trennt den El Cap in eine SW- und SO-Wand. An diesem Felswunder wurde Klettergeschichte geschrieben:
Warren Harding klettert 1958, nach nicht weniger als 41 Tagen harter Arbeit, als erster Mensch durch diese damals schwierigste Felsroute der Welt. Fast zwanzig Jahre dauert es, bis Jim Bridwell, John Long und Billy Westbay die Nose an einem einzigen Tag durchsteigen können – die Geburt des Speed-Kletterns.
Lynn Hill setzt 1994 einen Meilenstein der Klettergeschichte, als sie diese Route Rotpunkt klettert und das Team Yuji Hirayama/Hans Florine schockt im September 2002 die Kletterwelt mit einer Zeit von 2 Stunden 48 Minuten 50 Sekunden. Diese Rekordzeit ist für die gesamte Klettergemeinde unfassbar, unvorstellbar, jenseits jeglicher Realität und dadurch umso faszinierender.
Dabei sind die Regeln des Speedkletterns ganz einfach:
1. | Das Team klettert so schnell als möglich vom Einstieg bis zum Ausstieg. Kletterstil: Alles ist erlaubt, vom technischen Klettern bis zum Freiklettern. Hauptsache schnell. Eine spezielle Präparierung der Route ist nicht zugelassen. |
2. | Der Start ist am Beginn der ersten offiziellen Seillänge, d.h. das letzte Band am oberen Ende des Schrofenvorbaus. Endpunkt und somit Ziel der Speedbegehung ist der erste Baum 20 Meter nach dem letzten Standplatz. |
3. | Der Routenverlauf ist klar durch die klassische Linienführung definiert. |
4. | Die Zeit stoppt jeweils die Seilschaft selbst, Ehrlichkeit ist somit das höchste Gebot. Allerdings gibt es heute am El Capitan keine Geheimnisse mehr und wenn eine Seilschaft sich aufmacht, den Rekord an der Nose zu knacken, so darf sie sich sicher sein, von mehr als hundert Leuten beobachtet und bejubelt zu werden. |
5. | Die Zeitnahme wird gestartet, wenn der Seilerste das Band verlässt. Die Zeit wird gestoppt wenn der Seilzweite den Baum erreicht. |
Klingt alles sehr einfach, aber die aktuelle Rekordzeit von Hirayama/Florine erhebt das Abenteuer Speed Nose zu einem der besonderen Kletterabenteuer unserer Zeit.
Im Zusammenhang mit der Kinoproduktion »Am Limit« nehmen wir im Herbst 2005 die Herausforderung an. Sehr früh erkennen wir, dass wir für dieses Ziel all unsere Erfahrung ausspielen müssen. Durch die radikale Sicherungstaktik suggeriert das Seil oft eine Sicherheit, die in der Realität so nicht vorhanden ist. Ein Fehler hätte oft fatale Folgen.
Bei unserem ersten Versuch im Herbst 2005 stürzt Alexander im leichten Gelände durch einen Griffausbruch 17 Meter in die Tiefe. Er hat Glück, dabei mit nur vergleichsweise kleinen Verletzungen an den Sprunggelenken davon zu kommen, unser Projekt muss aber abgebrochen werden.
Frühjahr 2006 unternehmen wir einen weiteren Versuch. Dieses Mal bin ich es, der während eines Rekordversuchs, der uns in die Nähe von 2:48 Stunden hätte bringen können, stürze. Ein Felsband bremst meinen Flug schmerzhaft: schwere Prellungen beenden vorzeitig unseren großen Traum. Trotz der Fehlschläge wird der Film »Am Limit« ein großer Erfolg. Das Scheitern und der Reiz, große Ziele zu verfolgen, reflektieren das Leben selbst. »Lebe deinen Traum, wenn nicht heute, dann morgen!« wird zum Leitsatz unserer Zukunft.
13. September 2007
Wir sind wieder im Yosemite. Zwei Tage später klettern wir in 10 Stunden durch die Nose, sind müde und enttäuscht. Nach dieser Begehung rückt der Rekord scheinbar wieder in weite Ferne, nur der Glaube an uns, der bleibt. Wir geben nicht auf! Nach einem Tag Erholung ziehen wir uns wieder diese 1.000 Meter rein – same procedure – und wir wiederholen es wieder und wieder…. Nach fünf Durchsteigungen ist gedanklich alles gespeichert, alle taktischen Raffinessen eingeschliffen, mental und körperlich die nötige Kraft vorhanden.
Unsere Team-Taktik
Wir klettern in 4 Blöcken. Ich starte, klettere bis zum Ende des Sickle Ledge, Alexander übernimmt die Seilführung bis zur Boot-Flake, ich übernehme wieder am Kingswing die Rolle des Seilersten bis zum Glowering Spot. Alexander sprintet die letzten Seillängen zum Gipfel.
Sicherungstaktik
Shortfixing und Simultanklettern.
Gear pro Block
Camelots von 0 bis 4, drei kleine Stopper, ein Cam Hook, 14 Expressschlingen und 20 Karabiner.
Dann geht alles viel schneller als erwartet. Schon während des sechsten Durchstiegs klettern Alexander und ich in »lockeren« 3 Stunden 18 Minuten durch die Nose. Wir sind überrascht, fühlen uns sehr fit am Gipfel des El Cap und wollen schon beim nächsten Mal einen »scharfen« Versuch wagen. Aber zunächst 3 Tage Pause.
4. Oktober 2007
7 Uhr morgens, wir starten… sind gut unterwegs… kurzer Zeitcheck am Boot: 1 Stunde 18 Minuten… wird knapp, aber mit Glück schaffen wir es… ich verliere am Great Roof eine Trittleiter… wir passieren mitten in der Changing Corner eine Seillschaft… verlieren wertvolle Zeit… Zeitcheck an der letzten Seillänge: kaum noch Chancen auf den Rekord… wenn, nur sehr knapp… wir geben alles… auf den letzten Metern… die Suunto stoppt bei 2:48,35 Stunden. Noch wissen wir nicht ob wir den Rekord haben.
Erst Stunden später bekommen wir die Bestätigung von Hans Florins Website www.speedclimb.com… seine exakte Zeit ist 2:48,50 Stunden. Wir waren ganze 15 Sekunden schneller. Kaum zu glauben, auf 1.000 Meter entscheiden 15 Sekunden. Wir feiern. Und wir wissen, wir haben einige Zeit auf der Strecke liegen lassen, die wollen wir uns noch holen.
8. Oktober 2007
Zweiter Versuch. Ohne Druck den Rekord schaffen zu müssen, wir haben ihn ja. Dieses mal kein Leiterverlust, aber wieder müssen wir zwei Teams kompliziert überholen, und verlieren wertvolle Zeit… und dennoch, es reicht. Wir sind noch schneller: die Zeit stoppt bei 2:45,45 Stunden.
Es ist geschafft, wir sind wie erlöst... Und für einige Kletterer ist eine neue Vision geboren, diesen Rekord zu knacken. Nichts ist für die Ewigkeit und das ist gut so.
EL CAPITAN
Quelle: Wikipedia
Der El Capitan ist ein etwa 1.000 Meter hoher Monolith im Yosemite-Nationalpark im US-Bundesstaat Kalifornien. Sein Gipfel liegt auf einer Höhe von 2.307 Metern über dem Meeresspiegel, seine bis zu 1.000 Meter hohen Felswände machen ihn zu einem Anziehungspunkt für Freikletterer.
Der Name El Capitan ist eine Übersetzung des Wortes »Tu-tock-ah-nu-lah« aus der Sprache der Ahwahnee ins Spanische. Die Ahwahnee aus der Volksgruppe der Paiute-Indianer als Ureinwohner des Yosemite-Tales benannten den Berg nach »To-tock-ah«, einem ihrer Häuptlinge.
Obwohl der Gipfel des El Capitan auf einem einfachen Wanderweg erreicht werden kann, besteht die Herausforderung für Kletterer darin, eine der steilen Granitwände zu durchsteigen, die von zahlreichen langen und schwierigen Kletterrouten durchzogen werden.
Die bekannteste Route am El Cap, wie er unter Kletterern oft abgekürzt wird, ist wahrscheinlich die Nose an der Südkante, die 1958 von Warren Harding, Wayne Merry und George Whitmore nach insgesamt 47 Klettertagen verteilt über 17 Monate in technischer Kletterei eröffnet wurde. Wegen der natürlichen Linie, der sie folgt, und ihrer Länge und Ausgesetztheit ist sie auch heute noch das Traumziel vieler Kletterer.
Im Laufe der 1960er Jahre wurden zahlreiche Anstrengungen an allen Wänden des El Capitan unternommen, die schließlich zu der Erkenntnis führten, dass jede der Wände mit genügend Hartnäckigkeit und Bohrhaken bezwungen werden konnte. Nach dieser Erkenntnis fingen einige der Kletterer an, die Fortbewegung an Bohrhaken abzulehnen und Routen zu suchen, die frei oder mit möglichst wenig technischer Kletterei durchstiegen werden konnten. Obwohl sich diese Ethik durchsetzte und die Anzahl der Freikletterversuche immer mehr wurden, dauerte es bis 1979, bis die ausgesetzte Westwand eine frei begangene Route aufwies. Diese Begehung gelang Ray Jardine. Die Nose konnte erst 1993 durch Lynn Hill zum ersten Mal frei durchstiegen werden.
Auch heute noch ist der El Capitan immer wieder Schauplatz herausragender Kletterleistungen: Immer noch werden neue und schwierigere Linien erschlossen oder alte, früher nur technisch kletterbare Routen frei geklettert:
Am 17. Juni 2004 konnten die Brüder Alexander und Thomas Huber in der Route Zodiac ihren eigenen Rekord für den schnellsten Durchstieg einer Route am El Capitan auf 1:51:34 Stunden drücken. Üblicherweise benötigen Seilschaften für eine solche Route drei bis vier Tage. Noch bedeutender für das Speedklettern ist aber die Nose: die aktuelle Bestzeit liegt bei 2:23:46 und wurde durch Hans Florine zusammen mit Alex Honnold im Juni 2012 erreicht.
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Die NOSE
Quelle: Wikipedia
The Nose ist eine etwa 1.000 Meter lange Kletterroute am El Capitan im Yosemite-Tal in Kalifornien (USA). Die Route wurde ursprünglich mit VI, 5.10/A3 bewertet. Später wurde sie »clean« mit Klemmkeilen und mobilen Klemmgeräten ohne Verwendung von Felshaken geklettert, aber immer noch mit VI 5.11/A3 bewertet.
Die »VI« entspricht einer alpinen Mehrtagestour im Yosemite Decimal System. Komplett ohne die Verwendung künstlicher Hilfsmittel, also in freier Kletterei, beträgt die Schwierigkeit »5.13b«. Die Route ist bis heute eine der populärsten Felskletterrouten der USA.
Die möglichen Biwakplätze werden, in Anlehnung zu hochalpinen Routen, mit Camp bezeichnet. Nach dem vierten Biwakplatz Camp IV, einer markanten Plattform unter einem großen Dach, wurde der Klettercampingplatz im Yosemitetal benannt. Etwa auf halber Höhe der Route befindet sich der El Cap Tower – ein etwas von der Wand abstehender Felspfeiler, dessen Gipfelplateau zum Biwakieren verwendet werden kann.
DIE GESCHICHTE DER NOSE
Warren Harding und sein damaliger Kletterpartner Mark Powell mussten sich bei Erstbegehung der Nordwestwand des Half Dome knapp von Royal Robbins geschlagen geben. Nun suchten sie ein vergleichbar herausragendes Ziel.
Sie beschlossen im Juli 1957 die Route entlang einer markanten Kante, der Nose, die der Route den Namen gab, in Angriff zu nehmen. Da ihre Versuche große Zuschauermengen anlockten, untersagte der Park Service einmal das Weiterklettern und ordnete an, dass solche Besteigungen nur noch außerhalb der Saison erfolgen sollten. Am 12. November 1958 gelang die Erstdurchsteigung schließlich Warren Harding mit Wayne Merry, George Whitmore und Rich Calderwood in 47 Tagen mit mehreren Anläufen. Royal Robbins gelang im Jahr 1960 die erste Wiederholung in nur 7 Tagen zusammen mit Joe Flitchen, Tom Pratt und Chuck Frost.
Im Jahr 1993 konnte Lynn Hill, begleitet von ihrem Partner Brooke Sandahl, die Route am El Capitan frei klettern. Ein Jahr später übertraf sie diese Leistung sogar noch, als sie als Erste die gesamte Route an einem einzigen Tag bezwang. Lynn Hills ursprüngliche Bewertung für die Free Nose war 5.13b. Die freie Begehung der Nose blieb fünf Jahre lang nach ihrer Erstbegehung unwiederholt – trotz zahlreicher Versuche einiger der besten Bigwall-Kletterer der Welt. Aus diesem Grund schlugen einige Kletterer vor, den Schwierigkeitsgrad für diese Route auf mindestens 5.14a anzuheben, wodurch die beiden freien Begehungen der Nose zu den beeindruckendsten Errungenschaften der Klettergeschichte gehörten.
Im Jahr 1998 gelang Scott Burke die zweite freie Begehung. Am 14. Oktober 2005 gelang es Tommy Caldwell und Beth Rodden, die Nose ebenfalls frei zu klettern, und am 16. Oktober 2005 kletterte Caldwell die Route in weniger als zwölf Stunden.
Yūji Hirayama benötigte, zusammen mit Hans Florine, im Jahr 2002 die Zeit von 2:48:55 für die Durchsteigung der Wand. Ein Versuch der Huberbuam, Alexander Huber und Thomas Huber, diesen Rekord zu verbessern ist Gegenstand des preisgekrönten Dokumentarfilms »Am Limit« von Regisseur Pepe Danquart aus dem Jahr 2006/2007. Die Huberbuam verbesserten den Rekord jedoch erst am 4. Oktober 2007 um 15 Sekunden. Vier Tage später verbesserten sie ihn auf 2:45:45. Am 2. Juli 2008 wurde dieser Rekord von Hans Florine und Yūji Hirayama mit 2:43:33 unterboten und am 12. Oktober 2008 auf 2:37:05 verbessert. Dieser Rekord wurde am 6. November 2010 von Sean Leary und Dean Potter mit einer Zeit von 2 Stunden, 36 Minuten und 45 Sekunden eingestellt. Am 17. Juni 2012 wurde der Rekord abermals unterboten, Alex Honnold und Hans Florine kletterten die Route in 2 Stunden, 23 Minuten und 46 Sekunden.
EL CAPITAN
Südwand, El Capitan, 2.307 Meter
Yosemite Valley, Kalifornien, USA
NOSE
1.000 Meter, 5.9/A1 od. 5.13d od. X+
ERSTBEGEHUNG
1958, technische Kletterei
Warren Harding, Wayne Merry, George Whitmore
und Rich Calderwood
ERSTE ROTPUNKTBEGEHUNG
1993, Lynn Hill
2012 | Alex Honnold und Hans Florine | 2:23,46 Stunden |
2010 | Sean Leary und Dean Potter | 2:36,45 Stunden |
2008 | Hans Florine und Yūji Hirayama | 2:37,05 Stunden |
2007 | Hans Florine und Yūji Hirayama | 2:43,33 Stunden |
2007 | Thomas und Alexander Huber | 2:45,45 Stunden |
2002 | Hans Florine und Yūji Hirayama | 2:48,55 Stunden |
Mehr Infos gibt´s auf der Website von Hans Florine:
www.speedclimb.comAM LIMIT
BLU RAY und DVD (2007), Lauflänge: 96 Minuten
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YOSEMITE
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