Wolfgang Güllich, dem Idol der modernen Sportklettergeneration,gelang 1989 zusammen mit Kurt Albert die Erstbegehung der Eternal Flame.© Archiv Güllich.
Kurt Albert, der Erfinder des roten Punktes, und treibendeKraft bei der Erstbegehung der Eternal Flame.© Archiv Albert
Die Anreise durch die wilde Bralduschluchtfordert selbst von Jeeps alles ab.
Bei der Anreise in den Feldern kurz vor Askoli.
Das Dorf Askoli.
Ohne die Hilfe der Baltis geht nichts bei einer Expedition imKarakorumgebirge. Als Träger begleiten sie uns bis ins Basislager.
Balti-Träger.
Unser Basislager auf 4.200 Meter Höhe.
Franz Hinterbrandner begleitete uns auf dieserExpedition als Kameramann und Fotograph.
Vom Trangogletscher aus gesehen erscheint die Trangogruppewie ein wild gewordener Haufen aus Fels und Eis.
Der Nameless Tower vom Basislager aus gesehen.
Alexander vor dem Lager auf 5.200 Meter Höhe.
Mario Walder, mit dem wir schon mehrmals erfolgreich in Patagonienunterwegs waren, macht die Arbeit von Franz als Kameramann erst möglich.
Thomas in der zweiten Seillänge, VIII, von »Eternal Flame«.
Alexander in der dritten Seillänge, VIII+, von »Eternal Flame«.
Thomas in der vierten Seillänge, VII+, von »Eternal Flame«.
Alexander in der fünften Seillänge, VII, von »Eternal Flame«.
Thomas in der sechsten Seillänge, VII+, von »Eternal Flame«.
Alexander in der siebten Seillänge, VIII, von »Eternal Flame«.
Alexander in der zehnten Seillänge, IX, von »Eternal Flame«.
Thomas in der elften Seillänge, IX,von »Eternal Flame«.
Alexander in der fünfzehnten Seillänge, VIII+, von »Eternal Flame«.
Alexander in der siebzehnten Seillänge, IX+, von »Eternal Flame«.
Alexander in der zwanzigsten Seillänge, VIII, von »Eternal Flame«.
Alexander in der zwanzigsten Seillänge, VIII, von »Eternal Flame«.
Alexander in der zwanzigsten Seillänge, VIII, von »Eternal Flame«.
Thomas, Alexander und Marioauf dem Gipfel des Nameless Tower.
Thomas und Alexander aufdem Gipfel des Nameless Tower.
2009
Nameless
Tower
Karakorum / Pakistan
DIE EWIGE FLAMME
Text: Thomas Huber
Expeditionen nach Pakistan versprechen immer ein großes Abenteuer. Wieder einmal führte uns die Reise ins Karakorum, von Islamabad über Skardu in das Braldutal. Weiter von Askole, der letzten bewohnten Siedlung ging es über den Baltorogletscher zum Namelesstower.
Diese Granitnadel ist Teil der Trango-Gruppe und an ihr verläuft eine der schönsten Routen der Welt, die Eternal Flame. Vor genau 20 Jahren hatten Kurt Albert, Wolfgang Güllich, Milan Sykora und Christoph Stiegler das Juwel in dieser wilden Gebirgswelt erstbegangen. Damals kletterten sie gut 80 % der Route frei. Nur wenige Seillängen mussten sie in technischer Kletterei bewältigen. Risse wie im Yosemite Valley, im kompakten orangefarbigen Granit, bis zum oberen achten Grad. Ein Traum.
Damals war der »Eroberungsalpinismus« in den Köpfen der Bergsteiger verankert. Man versuchte, den Gipfel über eine machbare Linie durch die Wand, zu erreichen. Egal »wie«, mit oder ohne technische Hilfsmittel.
Diese Route auf über 6.000 Meter wurde daher ein Meilenstein im Alpinismus, weil für Güllich und Albert das »wie« entscheidend war. Sie wollten den Freiklettergedanken aus dem Frankenjura auch an den großen Bergen verwirklichen. Genau diese Einstellung charakterisierte den nächsten großen Schritt im Alpinismus. Die Namen Güllich und Albert, die Fotos der Erstbegeher und die Berichte der ersten Wiederholer haben dazu beigetragen, dass Eternal Flame zu einer der berühmtesten hochalpinen Kletterouten der Welt wurde.
Im Jahr 2003 kletterte Denis Burdet zwei der vier technischen Seillängen frei, bis zum Schwierigkeitsgrad 9+. Die zehnte Seillänge, eine Bohrhakenleiter über eine 15 Meter mauerglatte Granitwand, konnte nur technisch überwunden werden. Auch der Pendelquergang in der zweiten Seillänge wehrte sich mit vier Metern strukturlosem Granit.
2005 wurde ein weiterer kleiner Mosaikstein hinzugefügt: Der Spanier Iker Pou fand eine Lösung zum Problem der zehnten Länge: Er entdeckte eine Möglichkeit, die Bohrhakenleiter rechts zu umgehen und konnte bei Schwierigkeiten bis zum unteren zehnten Grad alle Kletterzüge im Toprope entschlüsseln. Widrige Bedingungen verhinderten jedoch den Vorstieg. Der Pendelquergang der zweiten Seillänge jedoch erschien nach wie vor nicht kletterbar zu sein.
Trotz der verschiedenen gescheiterten Versuche von Spitzenkletteren hatten wir den Mut diese Expedition zu starten. Mit dem Ziel, vielleicht über Varianten Eternal Flame eine Rotpunktbegehung abzuringen.
Am 24. Juli 2009 kamen wir im Basislager an. Mario Walder aus Ostirol, unser Kameramann Franz Hinterbrandner aus Berchtesgaden, Alexander und ich. Das Wetter war bis zu diesem Zeitpunkt eher bescheiden und es lag sehr viel Schnee. Doch wir hatten Glück und wurden »Schönwetterbergsteiger«.
Nach zehn Tagen war unser Lager 2 auf der sogenannten Sonnenterasse etabliert. Neugierig stiegen wir sofort in die Wand ein. Der strukturlose Granit am Quergang der zweiten Seillänge sah so aus, wie er eben war: wunderschön und strukturlos! Jetzt war Kreativität gefragt und es gab noch eine andere Möglichkeit. Vom Beginn des Quergangs, 30 Meter an feinen Rissen gerade nach oben und dann erwartete uns ein plattiger, aber doch strukturierter Quergang hinein in das Risssystem von Eternal Flame. Erfreulicherweise gelang uns dies, bei einem Schwierigkeitsgrad von 8+. Wir kletterten noch einen weiteren Tag und erschöpft stiegen wir ins Basislager ab.
Drei Tage schlechtes Wetter garantierte uns eine willkommene Erholung, bis der Meteorloge unseres Vertrauens, Karl Gabl, von der Wetterwarte Innsbruck, für die kommende Woche perfekte Bedingungen meldete. Für mindestens 6 Tage!
Früh morgens um drei Uhr starteten wir, sechs Stunden später erreichten wir unser Lager auf der Sonnenterasse. Nach einer kurzen Pause ging es weiter. Aber erst mal Mario – er kletterte meist vorne weg und fixierte die Seile für Franz. Der wiederum filmte und fotografierte uns beim Durchstieg. Daher wurden keine Seillänge wegen Film- oder Fotoaufnahmen doppelt geklettert. Das Bild- und Filmmalterial entstand also live.
Die erste Seillänge klettert Alexander. Unser Ziel war eine Team-Rotpunkt-Begehung, also in wechselnder Seilführung werden wir als Team, im Vorstieg wie im Nachstieg, sturzfrei von Standplatz zu Standplatz klettern. Einfach und logisch. Come on Baby, Rotpunkt, Light my Fire, ein 20-Meter-Quergang, Rotpunkt, und noch eine kurze Riss-Seillänge: Come Together. Der Tradition von Güllich und Albert folgend, gaben wir unseren Seillängen ebenso Songnamen.
Jetzt waren wir wieder auf der Originalführe. Wir kletterten noch einmal drei Seillängen weiter, bis das von oben kommende Schmelzwasser das Ende dieser Schicht bedeutete. Es war ein perfekter Start!
Der nächste Tag begann mit Aufwärmen und wir stiegen erst mal an den Fixseilen nach oben. Als erste Seillänge erwartete uns eine VII+, verfeinert mit einer Eisglasur wurde sie zu einem kleinen Abenteuer. Eternal Burning, die zehnte Seillänge – der Schlüssel zum Erfolg. Hier hatte Iker Pou die freie Variante eröffnet.
Ein Plattenquergang mit einem maximalkräftigen Boulderproblem, führte in einen komplett vereisten Riss. Am frühen Nachmittag hätte sich dieser Eispanzer sicher in einen Wasserfall verwandelt. Also nur bedingt realisierbar und zum Glück nicht alternativlos. Vier Meter weiter rechts fanden wir eine Riss-Spur, die nach 20 Metern in den trockenen Teil des Risses der »Pou-Variante« führte. Die erste Länge nannten wir Wish you were here und die zweite Burn for you, beide im neunten Grad. Mit einer weiteren Achter-Seillänge, einem perfekten Handriss, hatten wir auch den zweiten Tag erfolgreich abschließen können.
Der dritte Tag, vielleicht der Gipfeltag? Die ersten drei Seillängen vom großen Band waren kein Problem. Traumseillängen, beste Handrisse, dann kam aber die Ernüchterung. Vielleicht nur 15 Meter hoch, dafür sehr dünn, zog leicht überhängend der mit IX+ bewertete Fingerriss hinauf. Eine Hürde, die sich nicht so leicht überwinden ließ und die uns viel Zeit kostete. Nach einer intensiven Bouldersession konnten wir das Problem lösen. Auch die nächste neuner Seillänge schafften wir rotpunkt. Es war 16 Uhr, noch zwei Achter-Seillängen und fünf leichtere zum Gipfel! Wir waren ausgepowert und hatten das Glück, dass für den nächsten Tag perfektes Wetter angesagt war. Die Entscheidung wurde uns daher leicht gemacht: »Der Gipfeltag wird auf morgen verschoben.«
Der vierte Tag wurde unser Tag und mittags erreichten wir den höchsten Punkt: Mario, Franz, Alexander und ich. Um uns versammelt die Giganten des Karakorum, in uns gesammelt großes Glück. Die Emotion eines Rocksongs, der vor genau 20 Jahren geschrieben wurde, von unseren großen Idolen Wolfgang Güllich und Kurt Albert. Und jetzt hatten wir die Ehre, ein paar Passagen zu ergänzen. Rock'n' Roll im wilden Karakorum:
»Come on baby, light my fire! – Let's come together! – Darling, do you feel my heart beating? – Hey, do you feel the same? – Am I only dreaming? – I wish you were here – I burn for you! – I watch you when you are dreaming – You belong to me – Say my name – Sunshine through the rain – a whole life so lonely – Ease the pain! – I don't wanna lose this feeling – it's the Eternal Flame!« Unsere Liebeserklärung an einen ganz besonderen Moment.
KARAKORUM
Quelle: Wikipedia
Der Karakorum ist ein bis zu 8.611 m hohes Gebirge in Zentralasien. Er trägt mit dem K2 den zweithöchsten Berg der Erde sowie mit Broad Peak (8.051 m), Gasherbrum I ( 8.080 m) und Gasherbrum II (8.034 m) drei weitere Achttausender.
Außerdem befinden sich hier 63 eigenständige Siebentausender und etliche Nebengipfel. Der Karakorum erstreckt sich über den Norden Pakistans, Indiens und den Westen Chinas, Teile des Grenzverlaufs sind umstritten. Der Indus und dessen Zufluss Shyok grenzen den Karakorum von der Himalaya-Hauptkette im Südosten ab.
Das Gebirge hat eine Ausdehnung von etwa 700 Kilometern Länge und eine Breite von 100 bis 150 Kilometern und erstreckt sich in einem leichten Bogen von Nordwest nach Südost.
Der Karakorum wird als höchstes Gebirge der Welt bezeichnet. Der höchste Berg der Erde, der Mount Everest, liegt zwar nicht im Karakorum, aber mehr als die Hälfte der Gebirgsfläche liegt oberhalb von 5.000 Metern. Das Tibetische Hochland liegt auf einer Höhe von 4.500 bis 5.000 Metern, ist aber relativ flach oder gewellt, wohingegen der Karakorum mit seinen steilen Bergen und tiefen Tälern die größte Fläche an topografischem Relief über 6.000 Meter aufweist.
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NamelessTower
Quelle: Wikipedia
Der Namelesstower oder Trango Tower ist ein 6.251 m hoher Granitgipfel auf der Nordseite des Baltoro-Gletschers gegenüber von Urdukas im Baltoro Muztagh im Norden Pakistans. Er gilt als der spektakulärste Gipfel unter den Trango-Türmen.
Im Jahr 1975 versuchte der Brite Joe Brown eine Besteigung, scheiterte aber. Ein Jahr darauf, am 8. Juli 1976, gelang den Briten Mo Anthoine und Martin Boysen, am nächsten Tag gefolgt von Joe Brown und Malcom Howells, die Erstbesteigung über die Südwestwand. Die Route ist mehr als zwanzig Seillängen lang und meist schwerer als VI (UIAA).
Im Jahr 1987 gelang den Slowenen Slavko Cankar, Franc Knez und Bojan Srot eine neue Route durch die Südostwand.
Die Route wurde ein Jahr später von Kurt Albert, Wolfgang Güllich und Hartmut Münchenbach frei, das heißt ohne Verwendung technischer Hilfsmittel geklettert. In diesem Jahr erfolgte die vierte Besteigung durch Erhard Loretan und Wojciech Kurtyka über eine neue Route in der Ostwand.
Die bislang schwierigste Route Eternal Flame , IX- mit einigen technisch gekletterten Passagen, auf den Gipfel über den Südpfeiler wurde am 10. September 1989 von Wolfgang Güllich und seinem Seilpartner Kurt Albert erstbegangen. Die Route galt lange Zeit als schwierigste Kletterroute über 5.000 Meter.
Im Jahr 1992 wurde durch Greg Child und Mark Wilford eine neue Route durch die Südostwand erstbegangen.
Im Sommer 2009 gelang dann Franz Hinterbrandner, Mario Walder, Alexander und Thomas Huber die erste Rotpunktbegehung von Eternal Flame, IX+/X-.
Nameless Tower
6.251 Meter
Karakorum, Pakistan
ETERNAL FLAME
650 Meter, 24 Seillängen, IX+
ERSTBEGEHUNG
1989, freie und technische Kletterei
Wolfgang Güllich und Kurt Albert
ERSTE ROTPUNKTBEGEHUNG
2009, Thomas und Alexander Huber
BESTE JAHRESZEIT
Juli
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GEAR
2 Sätze Cams bis 3
1 Satz Stopper
Kleines Sortiment Haken
Steigeisen und Eispickel
1 Eisschraube
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TAKTIK
Basislager am Trangogletscher
Lager 1 im Schotterkar unter dem Nameless Tower bei einem großen Fels auf 5.000 Meter
Lager 2 auf der Sonnenterasse 5.400 Meter, Platz für 2 Zelte.
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AGENTUREMPFEHLUNG
Unsere »Agenturempfehlung« in Pakistan für Expeditionen und Trekking im Karakorum:
Shipton Trekks & Expedition
Die Agentur Shipton Trekks & Expeditions, ist ein Selbsthilfe-Projekt unter der Schirmherrschaft der »Himalaya-Karakorum-Hilfe e.V.«
www.shipton-trekking.com
Flame