1990, SHOGUN (XI-), Karlstein, DeutschlandAlexander in Shogun.

1992, OM (XI), Endstal, DeutschlandBild links: Alexander in Om.Bild rechts: Alexander in Om.

1992, OM (XI), Endstal, DeutschlandAlexander in Om.

1994, Weiße Rose (XI+), Schleierwasserfall, ÖsterreichBild links: Schwungholen zum Schlüsselzug.Bild rechts: Alexander im Schlüsselzug der Weißen Rose.

1996, OPEN AIR (XI+), Schleierwasserfall, ÖsterreichBild links: Alexander am Schlüsselzug der Open Air. Bild rechts: Alexander am Schlüsselzug der Open Air.

2001, ORCA (XI), Schleierwasserfall, ÖsterreichNoch ganz entspannt: die Vorbereitung zum Schlüsselzug.

2001, ORCA (XI), Schleierwasserfall, ÖsterreichDer brachiale Schlüsselzug. Gnadenloses Durchreissen…

1998

Der
11. Grad

Alpen

1990, Shogun

Der untere elfte Grad

 

Text: Alexander Huber

Meine erste Route im elften Grad gelang mir logischerweise im heimischen Klettergarten Karlstein.

 

Der elfte Grad war gerade wie eine Bombe in der Szene eingeschlagen und wir versuchten, zu den Vorlagen der Meister aufzuschließen. Wolfgang Güllich hatte mit Wallstreet und vor allem mit seiner Action Directe die Meilensteine gesetzt und vor allem aufgezeigt, wie wichtig das entsprechende Training ist.

 

Wir folgten dieser Schule, trainierten hart und konnten bald die Früchte ernten. Nachdem ich 1989 erstmals den oberen zehnten Grad klettern konnte, eröffnete ich mir im Herbst 1991 mit der Erstbegehung von Shogun das Reich des elften Grades.

1992, Om

Der glatte elfte Grad

 

Text: Alexander Huber

 

Eine wunderschöne Route an einem für mich besonderen Ort. Wie viel Zeit verbachte ich schon dort oben im Endstal, am Fuß der Westwand des Hohen Göll. Und es ist genial, wenn es dort Routen gibt, die dich am Limit fordern.

So hatte auch ich immer einen Grund dort hinauf zu pilgern und mich mit dem Fels zu messen. Dem Fels ist es zwar völlig egal, ob ich da raufkomme oder nicht, aber ich selbst wachse an der Auseinandersetzung mit ihm.

Im Sommer 1992 verbachte ich viel Zeit dort oben und es gelang mir eine Reihe schöner Erstbegehungen unter denen die Om zweifelsfrei die herausgehobene Position einnimmt:
es war für mich die erste Route im glatten elften Grad und auch weltweit nach Wolfgang Güllichs Action Directe die zweite dieses Grades.

1994, Weiße Rose

Der obere elfte Grad

 

Text: Alexander Huber

 

Die Weiße Rose ist eine der Traumlinien, die durch den gesamten Zentralüberhang des Felsendomes am Schleierwasserfall ziehen.

Fünfunddreißig immer steiler werdende Meter, zum Ende dachartig, führen zum langsamen Übergang ins senkrechte Gelände. Während der extrem steile Teil des Überhanges noch vergleichsweise gut strukturiert ist, folgt genau an diesem Übergang die Schlüsselstelle! Die ansatzweise vorhandenen Griffe sind so weit voneinander entfernt, dass nicht gleich klar ist, welchen Griff du wie benutzen musst. Dazu will erst mal die richtige Lösung gefunden werden! Am Schluss verbindest du die einzelnen Bewegungen so miteinander, dass du irgendwie am Fels bleibst, gleichzeitig aber auch Schwung nehmen kannst, um die eineinhalb Meter zum nächsten Griff zurückzulegen. Zwei Wochen lang hatte ich diese Sequenz schwierigster Züge automatisiert und perfektioniert, dann kam ein erster Durchbruch:

Isoliert konnte ich die Schlüsselstelle ein erstes Mal durchsteigen. Die Schlüsselstelle der Weißen Rose ist dabei wahrscheinlich die komplexeste Kletterstelle, die ich je gelöst habe.

Durch die vielen Versuche lernte mein Körper die Bewegung immer besser kennen und jedes Mal stand ich ein bisschen besser am Fels. Ohne genau sagen zu können, was ich besser machte, war mein Körper in der Lage zu lernen und sich diese komplexen Bewegungen anzueignen.

Ich weiß nicht wie viele Versuche es insgesamt waren, ich weiß aber, dass ich die Route bis zum Durchstieg nicht weniger als vier Wochen intensiv belagerte. Ein Schritt über das hinaus, was ich bisher gemacht und erreicht hatte: die erste Route im oberen elften Grad.

Die Weiße Rose ist eine meiner schönsten Routen und das nicht nur wegen ihrer Schwierigkeit, sondern auch weil sie einen ganz besonderen Namen trägt. Damals, als ich der Weißen Rose ihren Namen gab, führte mich mein Weg oft genug über den Geschwister-Scholl-Platz zur Universität.

Der Platz ist Hans und Sophie Scholl gewidmet, die als Mitglieder der Widerstandsbewegung »Weiße Rose« gegen den Nationalsozialismus kämpften und am 22. Februar 1943 hingerichtet wurden. Oft genug stand ich auch in den Vorlesungspausen im ersten Stock der Universität und blickte nach unten in den Lichthof der Eingangshalle. Genau von derselben Stelle hatten die Geschwister Scholl am 18. Februar 1943 zahlreiche Flugblätter in die Halle geworfen. Flugblätter, die zum Widerstand gegen den sinnlosen Krieg des Naziregimes aufriefen. Die Blätter flatterten zu Hunderten durch die Luft, während Hans und Sophie Scholl über die Treppen Richtung Ausgang flüchteten. Sie wurden beobachtet. Der Hausmeister hatte die Akteure erkannt und ließ die Geschwister verhaften. Vier Tage später waren sie tot. Die Universität sah dabei damals genauso aus wie heute… Ich konnte mir mit dem inneren Auge genau vorstellen, wie Sophie die Blätter abgelegt und schließlich runtergeworfen hat und kann nur sagen, dass ich vor dem Mut der Weißen Rose einen unglaublichen Respekt habe. Den Ort des Geschehens zu sehen, berührt tief.

 

Mit dem Namen Weiße Rose, meiner Route am Schleierwasserfall, will ich meinen tiefen Respekt für das Handeln der Geschwister Scholl ausdrücken.

1996, Open Air

Der Schleierwasserfall –
ein Paradies des elften Grades

 

Text: Alexander Huber

 

Klettern im elften Grad - das ist Sport mit sehr hoher physischer und psychischer Belastung. Die extrem schwierigen Kletterstellen in solchen Routen erfordern eine spezielle Technik und ein enormes Kraftpotential.

 

1991 wurde durch Wolfgang Güllich mit der Erstbegehung von Action Directe der Schwierigkeitsgrad XI in die Kletterwelt eingeführt. Er hatte als einer der ersten begriffen, dass sich der elfte Grad nicht ohne professionelles Training erreichen lässt und hat systematisch Trainingsmethoden aus anderen Leistungssportarten auf das Klettern übertragen. Ein Jahr später gelang mir mit der ersten Begehung der Route Om die weltweit zweite Route dieses Grades.

Über die darauffolgenden Jahre konzentrierte ich mich weiter auf die Höchstschwierigkeit und versuchte die Grenzen noch weiter hinauf zu verschieben. So wie es heute aussieht, gelang es mir bereits 1994 mit der Weißen Rose die Tür zum oberen elften Grad aufzustoßen. Adam Ondra kommentierte seine Wiederholung »…very hard for that grade, maybe 9a+«. Für eine endgültige Bestätigung müsste aber noch eine weitere Wiederholung abgewartet werden.

Noch einmal zwei Jahre später gelang mir mit Open Air eine weitere Route dieser Schwierigkeit. Die Aufwertung dieser Routen, die über die Jahre stattgefunden hat, beruht auf der über die jahrelang fortschreitende Aufweichung der Skala und ist ein Phänomen, dass sich bei den meisten »old school«-Routen finden lässt.

2001, Orca

Ohne Wiederholung

 

Text: Alexander Huber

 

Mit der Erstbegehung von Open Air am Schleierwasserfall verabschiedete ich mich 1996 vom Schwierigkeitsklettern auf höchstem Niveau.

Mir wurde bewusst, dass ich mit der Weißen Rose und Open Air einen Level erreicht hatte, den ich wohl kaum noch weiter nach oben hätte ausbauen können. Und es gab natürlich auch noch so viele andere Herausforderungen, die mich im Yosemite, Karakorum oder Himalaya erwarteten.

Doch das Sportklettern habe ich nie ganz verlassen, denn es bildet ja auch die Grundlage für die Fähigkeit, an den großen Wänden der Welt erfolgreich zu sein. So gesehen ist das Sportklettern nicht nur Spaß an der Freude, sondern auch wichtiges Training für die großen Missionen.

Für die anvisierte Rotpunktbegehung von Bellavista setzte ich im Jahr 2001 wieder verstärkt den Fokus auf das Schwierigkeitsklettern. Alte Projekte warteten schon lange darauf, gelöst zu werden – im Frühjahr 2001 ging´s wieder vorwärts.

Die Schlüsselstelle eines vor Jahren am Schleierwasserfall eingerichteten Projektes zeigte sich lange widerspenstig. Orca ist zwar zwanzig Meter lang, doch die Schwierigkeit konzentriert sich auf nicht mehr als einen »sakrisch schweren« Zug. Die Vorbereitung zum Schlüsselzug: von einem großen Griff weit nach rechts oben zu einem abschüssigen Loch, dort werden die Finger einsortiert. Dann geht´s zur Sache: Fuß zur Hand stellen und dann gnadenlos durchreissen.

Bis heute wartet die Orca auf seine Wiederholung!

Im Überblick

OPEN AIR (XI+)

1996, Schleierwasserfall, Wilder Kaiser, Tirol, Österreich

1. Wdh.: Adam Ondra, 2008

 

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WEISSE ROSE (XI+)

1994, Schleierwasserfall, Wilder Kaiser, Tirol, Österreich

1. Wdh.: Adam Ondra, 2008

 

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OM (XI)

1992, Endstal, Berchtesgaden, Bayern, Deutschland

 

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BLACK POWER (XI)

1994, Schleierwasserfall, Wilder Kaiser, Tirol, Österreich

1. Wdh.: Thomas Katzlberger, 2004

 

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ORCA (XI)

2001, Schleierwasserfall, Wilder Kaiser, Tirol, Österreich

Keine Wiederholung

 

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SHOGUN (XI-)

1990, Karlstein, Bad Reichenhall, Bayern, Deutschland

1. Wdh.: Thomas Huber, 1995

 

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RESISTANCE (XI-)

1992, Schleierwasserfall, Wilder Kaiser, Tirol, Österreich

1. Wdh.: Stefan Fürst, 1994

 

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GAMBIT (XI-)

1994, Schleierwasserfall, Wilder Kaiser, Tirol, Österreich

1. Wdh.: Stefan Fürst, 1994